Mauer Mühle

Neumarkt hatte seine Bedeutung durch die Lage an der Reichsstraße und an der Furt bzw. Brücke über die Ybbs erlangt. Maut- und Umschlagstelle mit Jahr- und Wochenmärkten hatten den Ort zum wirtschaftliches Zentrum der Herrschaft Karlsbach gemacht.

Im Bereich der Marktgemeinde Neumarkt a. d. Ybbs lag vermutlich schon seit frühgeschichtlicher Zeit der Übergang der wichtigen "Reichsstraße" über die Ybbs. Im Ortsteil Mauer - der Ortsname ist typisch für das Vorhandensein ehemaliger römischer Mauerreste -, wurde beim Schotteraushub ein rechteckiger, etwa 4,5 x 3 m großer Bau mit einem Stiegenabgang ergraben und daneben ein Graben festgestellt. Es war dies ein römischer Wachturm, ein sogenannter "Burgus" an der Ybbsfurt. Er liegt möglicherweise an jener Stelle, die auf der bekannten Tbula Peutingerina, einer römischen Straßenkarte in einer Entfernung von acht Meilen von Arelape (Pöchlarn) mit der Bezeichnung "ad pontem lses" angegeben ist.

In Mauer wurde nicht nur der schon beschriebene römische Wachturm gefunden, es gibt auch einige Hinweise, daß hier ein kleiner Ritteransitz gewesen sein könnte. 1338 erscheint der Ort im Besitz Reinprechts von Wallsee, 1449 wird unter den Wallseer Gütern auch solche zu "Mauer von der Purkh" angeführt. 1618 behauptet Georg Löffler von Löffling in einer Eingabe, dass Mauer, der "uralte, freie, aber derzeit öde Edelmannssitz" einst ein Lehen der Kuenringer gewesen wäre. Er verkaufte ihn an die Zinzendorfer in Karlsbach als "freies Eigen". 1652 verkauften die Zinzendorfer das Freyguettl Mauer dem edlen Martin Hoffmann zu Mauer. Schon ein Jahr später ging es an Georg Ulrich Härtinger aus München über. Von diesem erbte der verwandte Hans Härtinger, der das "schlechte Gütl" an seinen Schwager und Pfarrer von Strengberg Georg Pencker weitergab. Dieser zog sich nach Mauer zurück und stiftete in Neumarkt, wo er begraben werden wollte, einen Seitenaltar. Penckher verkaufte an Christoph Ganser von Grienberg, den Pächter der Herrschaft Karlsbach, 1678 gehörte das Freigut wieder den Zinzendorfern und ab 1684 den Starhemberg. 1720 kaufte Johann Christoph Graß, Marktrichter und Schulmeister in Neumarkt den "Herrenhof", 1727 ging er an den Pfleger Matthias Stern in Auhof über. (Nach Büttner, Burgen)

Zum Grabstein in der Pfarrkirche des Pflegers Georg Ulrich Härtinger sei noch folgendes erläuternd angemerkt: Er hatte sich im Jahre 1653 in Mauer bei Neumarkt angekauft, war aber kurz darauf innerhalb weniger Wochen samt seiner Frau verstorben. Ein Verwandter aus München, Hans Härtinger, übernahm das Erbe und heiratete in der Folge die Ybbser Baderstochter Anna Maria Vischer. Er brachte die Kenntnis vom Tabakanbau und die Tabaksamen aus Bayern mit. Angeblich war der Tabakanbau in Neumarkt der einzige im damaligen Osterreich, wurde jedoch schon im 18. Jahrhundert wieder eingestellt.

Im 19. Jahrhundert ging der Bau in Privatbesitz über und ist heute unter dem Namen "Mauer-Mühle" im Bewusstsein der Bevölkerung.

An der Bundesstraße steht in Mauer bei der Abzweigung zur ehemaligen Mühle eine schöne Bildsäule mit einer Sonntagberger Dreifaltigkeit. Auf dem Postament sind auf Reliefs die Heiligen Rochus und Sebastian sowie die hl. Jungfrau Maria dargestellt. Die Aufschrift nennt den Wiener Bürger Franz Hoffer als Stifter und das Jahr 1693. Die beiden Pestheiligen verweisen möglicherweise auf die Errettung vor der Pestgefahr als Stiftungsgrund.

Quelle: Gemeinde Neumarkt